28 neue Stolpersteine in Friedrichshain

Am Montag, 4.4.2022 und am Mittwoch, 6.4.2022, wurden 28 neue Stolpersteine im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verlegt.

In der Kopernikusstraße 5 wird künftig mit einem Stolperstein an Alfred Zitrin erinnert. Er kam 1905 in Berlin zur Welt und absolvierte eine Uhrmacherlehre. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden und Jüdinnen seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Alfred Zitrin. Durch seine Heirat mit der nichtjüdischen Martha Müller blieb er zunächst vor einer Deportation bewahrt, musste jedoch Zwangsarbeit bei der Reichsbahn leisten. Das Ehepaar lebte zuletzt in der Kopernikusstraße 5. Im Rahmen der sogenannten "Fabrik-Aktion" im Februar 1943 wurde Alfred Zitrin von der Gestapo verhaftet und in das Arbeitserziehungslager Großbeeren bei Berlin verschleppt. Aufgrund mangelhafter Ernährung, durch Misshandlung, Erschöpfung oder infolge unmenschlicher Zwangsarbeit fanden dort mindestens 1.197 Gefangene den Tod, darunter auch Alfred Zitrin. Der Stolperstein für Alfred Zitrin wurde von einem engagierten Nachbarn initiiert.

Am Annemirl-Bauer-Platz wurde ein Stolperstein für Alfred Braun verlegt. Er wurde 1905 in Schleusenau, einem Vorort der Stadt Bromberg (heute Bydgoszcz in Polen) geboren. Seine Eltern gehörten der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Im Mai 1939 lebte er bei dem Ehepaar Pieper in der Simplonstraße 77 in Friedrichshain. Dieses Haus existiert nicht mehr, es befand sich an der Südostecke des heutigen Annemirl-Bauer-Platzes. Alfred Braun wurde am 29. Oktober 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem sogenannten „3. Osttransport“ in das Ghetto Lodz deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich: Die Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, litten an Unterernährung, starben an Krankheiten oder erfroren im Winter. Die engen und unzureichenden Wohnverhältnisse sowie die schlechte hygienische Situation trugen ebenfalls zur hohen Sterberate bei. Alfred Braun kam dort am 7. November 1942 im Alter von 36 Jahren ums Leben.

Der Stolperstein für Alfred Braun wurde von einer Angehörigen initiiert. Mit den Stolpersteinen gedenken wir derer, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Die Stolpersteine erinnern uns alle jeden Tag vor unseren Haustüren daran, dass der Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitet sind.