Nachtzüge an der Warschauer Straße

Von Friedrichshain im Schlafe sicher in die Welt – so könnte ein Slogan der Deutschen Bahn für ihre Nachtzüge ab Berlin lauten. Denn sämtliche Schlaf- und Liegewagen dafür werden in meinem Wahlkreis in Friedrichshain von der Firma Talgo Deutschland gewartet. Ein Anlass für mich, den Betrieb an der Warschauer Brücke zu besuchen. Ende Juni machte ich mit Geschäftsführer Andreas Netzel einen Rundgang über das Gelände.
Mit rund 30 Mitarbeitern startete die deutsche Tochter der spanischen Firma 1994 in Friedrichshain, als der fahrplanmäßige Talgo-Nachtzugverkehr in Deutschland aufgenommen wurde. Heute arbeiten über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Werk an der Warschauer Brücke.
Inzwischen werden allerdings vor allem die herkömmlichen rot-weißen Schlaf-, Liege- und Sitzwagen aus dem Wagenpark der Deutschen Bahn in dem Werk gewartet. Die speziellen blau-weißen Nachtzüge aus Spanien hat die Deutsche Bahn 2009 ausgemustert.
Alle Hände voll zu tun haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich mit den Wagen der Deutschen Bahn. Alle Wagen der Nachtzüge von Berlin nach München, Zürich, Amsterdam und Paris sowie die der Autozüge nach München, Italien, Österreich und Frankreich werden hier fit für ihre Reisen gemacht. Ich selbst bin Anfang des Jahres mit einem Schlafwagenzug nach Zürich gefahren: Ein 1. Klasse-Deluxe-Double-Abteil kann ich nur empfehlen – mit Glück bekommt man einen Supersparpreis. Ein schönes Erlebnis für Alle, die gerne mit der Bahn fahren.
Das Talgo-Werk zählt als Nachfolger der Reichsbahnausbesserungswerkstatt am Standort Warschauer Straße zudem zu den ältesten Betrieben in Friedrichshain. Bereits 1867 wurde hier die „Königlich-Preußische Eisenbahnhauptwerkstatt Berlin II“ eröffnet. Der Betrieb diente der Wartung und Instandsetzung von Lokomotiven sowie Waggons zum Transport von Personen und Gütern.
1991 wurde die schrittweise Stilllegung des alten Werks verkündet. Talgo Deutschland nutzt bis heute einen Teil des Geländes und will demnächst eine zusätzliche Halle errichten und weitere Arbeitsplätze schaffen. Der restliche Teil des ehemaligen Bahngeländes ist als RAW-Tempel mit Skaterhalle, Clubs, Kletterturm und Kino sowie vielen weiteren Projekten und Einrichtungen bekannt.
Ich setze mich für Beides ein: Für die Arbeitsplätze im Bahnwerk sowie für den Alternativ-Standort RAW-Tempel.