BVG-Besuch 2015: Ausbildung bei der BVG, Betrieb und Geschichte der U-Bahn

Inzwischen besuche ich traditionell jedes Jahr während der parlamentarischen Sommerpause Einrichtungen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), denn im Hauptausschuss und im Beteiligungsausschuss des Abgeordnetenhauses bin ich für deren Kontrolle verantwortlich. In der vergangenen Woche habe ich drei Betriebsstätten unweit des Olympiastadions besucht.

Der BVG-Abteilungsleiter für Berufsausbildung, Timo Wille, hat mir die zwölf Ausbildungsberufe des Berliner Verkehrsunternehmens vorgestellt. Ingesamt beschäftige die BVG derzeit 440 Azubis. Pro Jahr hat das landeseigene Unternehmen 140 Ausbildungsplätze zu vergeben zusätzlich besteht die Möglichkeit eines dualen Studiums. Die Neueinstellungen von Frauen im gewerblich-technischen Bereich konnten laut Wille von 2013 zum vergangenen Jahr um 10,7 Prozentpunkte erhöht werden (der Anteil an weiblichen Azubis hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre nahezu verdoppelt). Bei den jungen Menschen gilt die BVG offenbar als guter Arbeitgeber: Nur knapp sechs Prozent der Auszubildenden des Unternehmens brechen ihre Ausbildung ab. Berlinweit seien es 2013 rund 20 Prozent. Die Übernahme der Auslerner für ein Jahr und ein Tag lag im Zeitraum 2006 bis 2015 im Durchschnitt bei 98 Prozent, so Wille.
Nach dem Besuch des Ausbildungszentrums besichtigte ich verschiedene Werkstätten und sprach mit einigen Azubis. Folgende Einheiten lernte ich kennen: Juniorfirma (sie verantwortet auch die Produktionsschritte für den beliebten BVG-Kalender), IT-Labor, Mechatronische Systeme, Elektronik-Labor, Schlosserwerkstatt, Maschinenpark und die Kfz-Werkstatt.
Im Anschluss habe ich mir die U-Bahnbetriebswerkstatt Grunewald angeschaut. In einer neuen Halle ist dort die modernste Werkstatt der BVG untergebracht. Werkstattleiter Kai Nepolsky erläuterte mir die einzelnen Arbeitsbereiche. Drei Monate dauere es, bis ein U-Bahn-Zug im Rahmen einer Hauptuntersuchung runderneuert und technisch überprüft sei - so schafft die Hauptwerkstatt Grunewald mit ihrem Team zwölf Züge im Jahr. Besonders ärgerlich seien für die U-Bahner Graffiti-Schmierereien: Um eine zwölf Quadratmeter große Fläche reinigen zu können, müsse ein U-Bahn-Zug mindestens einen Tag in der Werkstatt bleiben. Für die meisten Störungen sorgen indes die Türen der U-Bahn-Wagen. Der Werkstattleiter appelliert deshalb an alle Fahrgäste, beim Aufruf "Zurückbleiben" nicht die Türen aufzuhalten oder zu blockieren. Das bringe die Türautomatik durcheinander und koste Zeit. Im Extremfall müsse der Zug sogar aus dem Betrieb genommen und in die Werkstatt gebracht werden.
Zum Abschluss meines Besuchs besichtigte ich das U-Bahn-Museum der BVG. Der Kommunikationsbeauftragte der U-Bahn, Joachim Gorell, führte mich durch die beeindruckende Sammlung. Unglaublich groß sind die Schaltpulte und die Gleis- und Signaltafeln des alten Stellwerks Olympiastadion (außer Betrieb) im Stellwerk-Saal des Museums. Darüber hinaus entdeckte ich bei meinem Rundgang alte Fotografien vom inzwischen fast vergessenen U-Bahnhof "Stralauer Thor" an der Oberbaumbrücke (nach 1945 nicht wieder aufgebaut) und die aus der Spree geborgene alte Turmspitze dieser Brücke in meinem Wahlkreis.
Das U-Bahn-Museum hat jeweils am zweiten Samstag im Monat in der Zeit von 10:30 bis 16 Uhr (letzter Einlass: 15 Uhr) geöffnet. Der Eingang zum U-Bahn-Museum befindet sich direkt in der Empfangshalle am U-Bahnhof Olympiastadion an der U2. Der Eintritt kostet zwei bzw. ein Euro.
Weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage des Museums.