Zielona Góra in Berlin - Kunstprojekt erinnert an deutsch-polnische Geschichte

Das Interventions-Kunstprojekt '93 Straßenschilder' hinterlässt derzeit in meinem Wahlkreis an neun Friedrichshainer Straßen grelle Spuren. Sie sollen an die von Licht und Schatten geprägte deutsch-polnische Geschichte erinnern. In den markierten Friedrichshainer Straßen, von der Dirschauer über die Krossener, Glatzer und Grünberger Straße bis zur Proskauer und Dolziger Straße, haben die Künstler die Straßenschilder mit pinken Klebebannern markiert. Um die Straßenpfeiler sind Holzplatten in Form des heutigen Polen gelegt, die den jeweiligen Ort auf der Karte markieren, dessen Namen die Straßen tragen. So ist etwa 'Grünberg' die ehemals deutsche Bezeichnung für die heutige polnische Stadt Zielona Góra.
Viele Straßen wurden zwischen 1881 und 1912 in Friedrichshain und anderen Berliner Bezirken nach Städten im heutigen Polen benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Polen nach über 120 Jahren der geopolitischen Zersplitterung erstmals wieder unabhängig. Die Städte lagen nun teilweise in Polen oder Deutschland. Ursprünglich als Erinnerung an die Herkunftsorte ihrer Bewohner gedacht, die Ende des 19. Jahrhunderts zum Arbeiten zahlreich nach Berlin kamen (erste Station war für viele der heutige Ostbahnhof), erinnerten die Straßennahmen danach auch an die preußischen Macht- und Expansionsallüren. Diese Assoziation war spätestens nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem brutalen Polenfeldzug der Nationalsozialisten unumgänglich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Straßen in Berlin dann mit den Namen polnischer Städte umbenannt: Etwa die Posener Straße (heute Wedekindstraße), die Breslauer Straße (Am Ostbahnhof), die Bromberger Straße (Helsingforser Straße) oder die Memeler Straße (Marchlewskistraße).
Ich rege in diesem Zusammenhang an, dass in Berlin künftig auf den Hinweisschildern zu den Straßennamen auch die heutigen polnischen Namen der Städte angebracht werden.
Die Eröffnungsfeier zum Projekt findet am 13. August um 19 Uhr in der Alten Feuerwache in der Marchlewskistraße 6 statt (U Weberwiese). Dort gibt es auch bis September eine Ausstellung, zudem sind in den kommenden Wochen Führungen, Spaziergänge und Diskussionen geplant. Gefördert wird das Projekt durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und von der Berliner Senatskanzlei.
Mehr Informationen gibt es hier auf der Projekthomepage.